Satomi Edo

Allgemeine Konzept
Interview
New ground
Recognition of History - Hiroshima
...gestrige Anwesenheit
Lady - made
Von seidenen Fäden
Das Schloss - Das Paradies
Αund Ω

Das Schloss / Das Paradies

Über dem Eingangsportal zum Schloss Bentlage prangt der goldene Kopf eines Wappentieres.

Beim zweiten blick wird der Betrachter stutzig. Es handelt sich nicht um einen Adler als Hoheitsemblem oder einen Hirschkopf als Zeichen adeligen Jagdprivilegs, sondern um ein Schwein. Handelt es sich um eine Provokation im Stile Martin Kippenbergers?

Im ehemaligen Wassergraben entdeckt der überfragte Besucher ein Blumenbett, das an barocke Gärten oder klösterliche Paradiesgärten erinnert. Doch wirkt das Muster fremd. Tatsächlich verweist sowohl der Schweinekopf wie auch das Blumenmuster auf eine ferne Kultur, auf das japanische Familienwappen der Künstlerin Satomi Edo.

Seit Jahren setzt sie ihr Wappen im europäischen Kunstkontext ein. Familienwappen werden in Japan Kamon genannt. Das Schwein ist das Tier, das der Familie zugeordnet ist, es deutet auf Stärke hin. Das zweite Symbol ist ein Kreis, der auf das Patriarchat hinweist, der Vater umschließt die Familie. Darin angeordnet sind drei Schwerter wie Blütenblätter.

Diese beiden Wappenelemente setzt Edo je nach Situation in unterschiedlichen Materialien und Techniken um. In der Ausstellung „Große Namen“ bildete der Kreis eine große rote Skulptur, die an ein Firmenlogo erinnerte. Die Künstlerin setzt den Betrachter der Konfrontation des Vertrauten mit dem Fremden aus. Als sie Japan verließ, hatte sie Abstand von ihrer Familie und deren einengenden Traditionen gewinnen wollen. In ihren ersten Arbeiten an der Kunstakademie Münster hatte sie sich mit „Zwischenräumen“ beschäftigt, mit der Form zum Beispiel, die zwischen den Schatten zweier Personen besteht. Dann begann sie eine Brücke zwischen den Kulturen ihrer Identität zu schlagen.

Dr. Marcel Schumacher
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte